12.02.2024 Leipziger Buchmesse

Diskutieren, was unsere Zeit bewegt – im Forum Offene Gesellschaft

Für die Freiheit des Wortes, für Diversität und über alle Grenzen hinweg: Die Leipziger Buchmesse bietet aktuell wichtigen Debatten mit dem Forum Offene Gesellschaft zum zweiten Mal in Folge eine eigene Bühne. Im Fokus stehen 2024 Themen, die unsere Gesellschaft fordern – Demokratie und Rechtsruck, Krisen und Kriege, Fake News, Meinungsfreiheit und Menschenrechte. Darüber diskutieren Autor:innen und Vertreter:innen aus Politik, Kultur, Wissenschaft, Aktivismus und Medien im Rahmen verschiedener Veranstaltungen in Halle 2, Stand E600.

Am Programm des Forums Offene Gesellschaft beteiligen sich die Bundeszentrale für politische Bildung, der Verband deutscher Schriftsteller:innen sowie das Aktionsbündnis Verlage gegen Rechts, PEN Berlin, PEN Deutschland, die IG Meinungsfreiheit des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, das Recherchekollektiv CORRECTIV und weitere Partner:innen wie die Podcasts „Das Politikteil“ von ZEIT und ZEIT Online, „Trauer & Turnschuh“ mit Hadija Haruna-Oelker und Max Czollek sowie „Systemfragen“ des Deutschlandfunks. Für filmische Impulse sorgt erneut das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm (DOK Leipzig).

Superwahljahr 2024: Wie gefährdet ist unsere Demokratie und wodurch können wir sie stärken?

2024 stehen Demokratien weltweit vor wichtigen Wahlentscheidungen: Die Europawahlen gelten darunter oft als zweitrangig. 2019 gaben im EU-Durchschnitt rund 50 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Auf der Buchmesse sprechen in einer Podiumsdiskussion der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) die Politikwissenschaftlerin und Publizistin Julia Reuschenbach und der Hörfunkjournalist Korbinian Frenzel darüber, wie die Europawahl zu einem Höhepunkt der Demokratie werden kann.

Lesen, informieren, wählen – Demokratie und Parlamentarismus stärken, darum geht es in der Diskussionsrunde des Berliner Büros des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e. V.. Das Gespräch führen Dr. Christiane Schenderlein, MdB, Sprecherin Kultur und Medien der CDU/CSU Bundestagsfraktion, Amy Kirchhoff, Vorsitzende LandesSchülerRat Sachsen und die Autorin Anne Rabe.

Über das unterschiedliche Wahlverhalten der Generationen in Deutschland und Frankreich diskutieren Clémence Pène, Co-Präsidentin der NGO „A voté“ und Thomas Krüger, Präsident der BpB.

Dass Extremist:innen mit ihren Strategien erfolgreich sind, belegen die Prognosen für die Landtagswahlen und für die Europawahl 2024. Im Rahmen des Forums Offene Gesellschaft spricht CORRECTIV über den von ihnen aufgedeckten „Masterplan“, mit dem AfD-Vertreter:innen und rechtsextreme Vordenker:innen Millionen von Staatsbürger:innen mit Migrationsgeschichte „remigrieren“ wollen sowie über weitere Recherchen zum Erhalt der Demokratie.

Über die Wirkung und die Arbeitsweise der 2021 gegründeten und als rechtsextrem eingestuften Partei „Freie Sachsen“ unterhalten sich Johannes Kiess und Michael Nattke, Autoren des Buches „Widerstand über alles. Wie die Freien Sachsen die extreme Rechte mobilisieren“ (2024, Edition Überland).

Gemeinsam gegen Rechtsextremismus – „Nie wieder“ ist jetzt!

Eine gesamtdeutsche Herausforderung adressiert Jessy Wellmer mit ihrem Buch „Die neue Entfremdung. Warum Ost- und Westdeutschland auseinanderdriften und was wir dagegen tun können.“ (KiWi, 2024). Initiiert von der IG Meinungsfreiheit des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels spricht die Journalistin darüber mit CDU-Politiker Thomas de Maiziére.

Hendrik Cremer vom Deutschen Institut für Menschenrechte möchte mit seiner neuen Publikation „Je länger wir schweigen, desto mehr Mut werden wir brauchen.“ (Piper, 2024) dazu beitragen, dass mehr Menschen rechtsextremes Gedankengut erkennen und die Gefahren verstehen, die insbesondere von der AfD ausgehen. Mit Marco Wanderwitz, MdB CDU/CSU, spricht er über die hohen Zustimmungswerte und die Frage, warum Vertreter:innen demokratischer Parteien sich nicht genügend von der AfD abgrenzen.

Ohne die Stimmen der Betroffenen, Überlebenden und Angehörigen rechter Gewalt würde diese weiter verdrängt und nie aufgearbeitet. Das Aktionsbündnis Verlage gegen Rechts verdeutlicht in der Veranstaltung „Erinnern heißt Kämpfen“ mit Anna Beckmann, Gamze Kubaşık, Ali Şirin und Mohamed Amjahid die Perspektive von Überlebenden und Angehörigen von Opfern rechter Gewalt.

Das von PEN Berlin gestaltete Panel „Wie Rechte reden“ bringt die Autor:innen Stephan Anpalagan, Miku Sophie Kühmel, Max Annas und Sophie Sumburane zusammen. Sie diskutieren darüber, wie Sprache die Radikalisierung einer Gesellschaft beeinflussen kann und über ihre Wirkung als Mittel im Kampf gegen den Rechtsextremismus.

Wie begegnet man Rechtsextremismus in Ostdeutschland? Darüber spricht die Stiftung Friedliche Revolution Leipzig mit Peggy Piesche von der BpB und mit der Autorin Susan Arndt anlässlich der Veröffentlichung ihres Buches „Ich bin ostdeutsch und gegen die AfD“ (C.H. Beck, 2024).

Demonstrationen, Proteste und gesellschaftliche Teilhabe

Protest ist für das Veränderungspotential von Gesellschaften sehr wichtig, wird aber oft kriminalisiert. Mit den beiden Writers-in-Exile Stipendiatinnen des PEN-Zentrums Nazli Karabıyıkoğlu aus der Türkei und Stella Nyanzi aus Uganda sowie Lina Johnsen von der Letzten Generation diskutieren Beteiligte aus verschiedenen Kontinenten über die Frage nach den Mitteln des Protests und ihrer Vertretbarkeit.

Verlage gegen Rechts diskutieren über zivilen Ungehorsam und kreativen Widerstand mit Tim Wihl, Politik- und Rechtswissenschaftler, sowie Jörg Bergstedt, Umweltaktivist und Publizist, und Hanna Poddig, die sich in aktuellen Klimabewegungen, in der Anti-Atom-Bewegung und im Antimilitarismus engagiert.

Autorin Mirna Funk („Von Juden lernen“ dtv, 02/2024), Dr. Asmaa El Maaroufi, Professorin für Islamische Philosophie an der Universität Münster und Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt diskutieren, wie die Philosophien des Judentums, des Islams und des Christentums zur Werte- und Handlungsorientierung im Jetzt beitragen können.

Über Antisemitismus, Israel und Palästina in Deutschland sprechen

Ein Streben nach Gemeinsamkeit – der humanistische Universalismus – steht im Mittelpunkt des Werkes des deutsch-israelischen Philosophen Omri Boehm. Er ist Preisträger des diesjährigen Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Über die „moralische Wasserscheide” seit dem 7. Oktober und einen Frieden für die Region, der derzeit utopisch erscheint, diskutieren Omri Boehm und der Journalist Daniel-Dylan Böhmer.

Die Bildungsaktivist:innen Jouanna Hassoun und Shai Hoffmann gehen als deutsch-palästinensisches und deutsch-jüdisches Team in Schulen und sprechen mit den Schüler:innen über die Perspektiven der oft selbst betroffenen jungen Menschen. Sie geben im Forum Offene Gesellschaft einen Einblick in politische Bildung in Kriegszeiten.

Der tagtägliche Antisemitismus und das Bröckeln der Demokratie in Deutschland stehen im Zentrum der Veranstaltung der Verlage gegen Rechts. Dort zu Gast sind: Niklas Frank, Sohn des NS-Verbrechers Hans Frank und Autor des Buches „Zum Ausrotten wieder bereit? Wir deutschen Antisemiten – und was uns blüht“ (Dietz Verlag, 2023) sowie der Historiker Vojin Saša Vukadinovic, Autor von „Siebter Oktober Dreiundzwanzig – Antizionismus & Identitätspolitik" (Querverlag, 2024).

Die Frage „Israel nach dem 7. Oktober“ beschäftigt die Gesprächsrunde mit Historiker Prof. Dr. Ernst Piper, dem iranischen Autor und Philosophen Pezhman Golchin und Astridt Vehstedt, Vizepräsidentin PEN Zentrum Deutschland.

Ukraine und Russland

Seit zwei Jahren bereits muss sich die Ukraine im Krieg gegen die Angriffe Russlands beweisen. Zehn Jahre wiederum sind seit der Invasion der Krim vergangen. Über die heutige Ukraine und die Veränderungen im deutschen Ukraine-Diskurs sprechen in der Veranstaltung der BpB der Schriftsteller Juri Andruchowytsch und die Historikerin Franziska Davies.

Der ukrainische Autor und Journalist Aleksei Bobrownikow war von 2018 bis 2021 Stipendiat des Writers-in-Exile-Programms des PEN Deutschland. Er vermittelt Einblicke in korrupte Machenschaften in der Ost-Ukraine, seine Erfahrungen an der Front und die aktuelle Situation des Landes, ebenfalls Thema seines Buches „Blutige Allianzen“ (Dietz Verlag, 2024).

Unter dem Titel „Stell dir vor, du könntest den Krieg beenden.“ fragen die niederländisch-ukrainische Autorin Lisa Weeda („Tanz, Tanz, Revolution“, Kanon, 2024) und die Osteuropaexpertin des Deutschlandfunks Sabine Adler („Was wird aus Russland? Über eine Nation zwischen Krieg und Selbstzerstörung“, Ch. Links Verlag, 2024) sowie Matthias Schmidt vom MDR einander, wie Europa dem russischen Chauvinismus trotzen kann.

Der Blick nach Südsudan, Uganda, Zimbabwe und Mexiko

Kriege und Krisen, die nicht im direkten europäischen Umfeld geschehen, geraten oft aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Die PEN-Writer-in-Exile-Stipendiat:innen Stella Gaitano aus dem Südsudan, Stella Nyanzi aus Uganda und Collen Kajokoto aus Zimbabwe, die in Deutschland im Exil leben, sprechen über ihre Literatur und die Macht und Wirkung des freien Wortes.

Über die Verfolgung von Schreibenden und „die Ästhetik des Widerstands“ im heutigen Mexiko spricht Najem Wali, Writers-in-Prison-Beauftragter und Vizepräsident PEN Zentrum Deutschland, mit der Schriftstellerin Sandra Rosas.

Hate Speech, Fake News, Informationssicherheit und Deutungshoheiten

Verfolgung erfahren Schreibende auch im Netz. Was wird aus den Worten, mit denen Menschen verletzt werden sollen? Wo werden diese Worte zu Taten? Der Verband Deutscher Schriftsteller:innen (VdS) widmet sich im Gespräch mit Krimiautor Klaus-Peter Wolf und der Verlegerin und Autorin Zoë Beck dem Thema Hate Speech.

Wo fangen Fake News an und wo hört die fiktive Erzählung der Autor:in auf? Die Schriftstellerin Amelie Fried, der Journalist und Rundfunkratsmitglied Peter Freitag und Lena Falkenhagen, VdS, diskutieren über Informationssicherheit und Deutungshoheiten.

Gerechtigkeit und Gleichberechtigung

Lisa Mangold, Gewerkschaftssekretärin und Mit-Initiatorin der Initiative Verlage gegen Rechts geht gemeinsam mit der Verlegerin Yasemin Altınay, dem Schriftsteller Mesut Bayraktar und Francis Seeck, Professor:in für Soziale Arbeit an der TH Nürnberg, folgender Frage nach: „Bücher machen: wer kann sich das leisten? Über Kulturprekariat & Klassismus“.

Das Panel „Vielfalt zwischen den Zeilen" des Haymon Verlags und der Queer Media Society erkundet die Art der Darstellung von queeren Charakteren in Büchern mit Autor:in Luca Mael Milsch („Sieben Sekunden Luft“, Haymon, 03/2024), Emelie Porsack (Nachwuchs-AG des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels) und dem Illustrator Joris Bas Backer.

Live-Podcasts auf der Bühne des Forums Offene Gesellschaft

Im Rahmen der Leipziger Buchmesse werden mehrere Podcasts live neue Folgen produzieren wie der politische Podcast „Das Politikteil“ von ZEIT und ZEIT Online und der Erinnerungs-Podcast „Trauer & Turnschuh“. Deutschlandfunk Systemfragen hat Daniel Mullis vom Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung, den Autor des Buches „Der Aufstieg der Rechten in Krisenzeiten – die Regression der Mitte“ (Reclam, 2024), und Prof. Dr. Katrin Großmann, Professorin für Stadt- und Raumsoziologie an der Fachhochschule Erfurt eingeladen. Das Thema des Gesprächs lautet „Rechtsextremismus, Migration, Klima: Warum Menschen Krisen sehr lokal wahrnehmen“. Moderatorin Kathrin Kühn führt im Anschluss durch die Publikumsfragen.

Forum offene Gesellschaft kooperiert mit DOK Leipzig

Das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm (DOK Leipzig) hat auch dieses Jahr wieder ein Kurzfilmprogramm mit berührenden und ungewohnten Perspektiven für die Leipziger Buchmesse zusammengestellt:

- „Swimming with Wings“: Regie Daphna Awadish Golan, NL, IL 2023
- „Kassieren“: Regie Amelie Vierbuchen, Lea Sprenger, Franca Pape, D 2023
- „Margarethe 89“: Regie Lucas Malbrun, F 2023
- „Three Windows on South West”: Regie Mariia Ponomarova, UA, NL 2023
- „waking up in silence“: Regie Mila Zhluktenko, Daniel Asadi Faezi. D, UA 2023

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Öffnungszeiten und Preise

Die Leipziger Buchmesse im Verbund mit der Manga-Comic-Con sowie dem Lesefest Leipzig liest öffnet vom 21. bis 24. März. Tickets gibt es ab dem 5. Dezember unter www.leipziger-buchmesse.de . Dort sind bereits alle Ticketkategorien und -preise veröffentlicht.

Es gibt weder Fachbesuchertage noch Fachbesuchertickets. Für Fachbesucher:innen werden allerdings Fachzentren in der Glashalle angeboten. Öffnungszeiten: Donnerstag, 21. März von 10 bis 14 Uhr, Freitag, 22. März, und Samstag, 23. März, von 10 bis 18 Uhr

Ansprechpartner

Felix Wisotzki
Portraitfotografie Felix Wisotzki
Pressesprecher
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