Anke Stelling, Harald Jähner und Eva Ruth Wemme erhalten Preis der Leipziger Buchmesse
Unter dem Applaus der geladenen Gäste kürte die Jury der Leipziger Buchmesse die drei diesjährigen Gewinner des Preises der Leipziger Buchmesse. In der Kategorie Belletristik wurde Anke Stelling für ihr Werk „Schäfchen im Trockenen“ ausgezeichnet. Über den Preis in der Kategorie Sachbuch/Essayistik freute sich Harald Jähner für das Buch „Wolfszeit. Deutschland und die Deutschen 1945 – 1955“. Die Auszeichnung in der Kategorie Übersetzung ging an Eva Ruth Wemme für die Übersetzung des Werkes „Verlorener Morgen“ von „Gabriela Adameşteanu“ aus dem Rumänischen. Die Jury unter dem Vorsitz von Jens Bisky wählte aus 359 eingereichten Titeln aus.
Kategorie Belletristik
Anke Stelling | Schäfchen im Trockenen | Verbrecher Verlag
Zur Begründung:
„Schäfchen im Trockenen“ ist ein scharfkantiger, harscher Roman, der wehtun will und wehtun muss, der protestiert gegen den beständigen Versuch des besänftigt Werdens, der etwas aufreißt in unserem sicher geglaubten Selbstverständnis und dadurch den Kopf frei macht zum hoffentlich klareren Denken.
Die Autorin:
Anke Stelling lebt als Autorin in Berlin. Sie hat das Kinderbuch „Erna und die drei Wahrheiten“ (cbt bei Random House, 2017) sowie sieben Romane, zwei davon gemeinsam mit Robby Dannenberg, verfasst, die bei Ammann, Fischer und im Verbrecher Verlag erschienen. „Bodentiefe Fenster“ (2015) stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises und bekam den Melusine-Huss-Preis auf der Hotlist für Bücher aus unabhängigen Verlagen.
Kategorie Sachbuch/Essayistik
Harald Jähner | Wolfszeit. Deutschland und die Deutschen 1945 – 1955 | Rowohlt Berlin
Zur Begründung:
Wer hätte gedacht, dass ein Land in Schutt und Asche, voller Schuld und Schande, eine narrative Wundertüte sein kann? Harald Jähner beleuchtet die deutsche Nachkriegsgeschichte neu. Er nimmt uns mit in völlig zerstörte Innenstädte. Er erzählt von Ausgebombten, von Trümmerfrauen und von landauf, landab verhassten Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten. Durch den Frauenüberschuss nach dem Krieg kam es zuerst zu einer Scheidungswelle und dann zu einer Heiratswelle. Und Beate Uhse klärte die Leute auf, bevor sie ihr Versandgeschäft für Ehehygiene startete. Selten hat ein Sachbuch Anschaulichkeit, dramaturgisches Gespür und Eloquenz so gekonnt in sich vereint. Wer dachte, über die Nachkriegszeit schon alles gewusst zu haben, wird hier noch fündig werden.
Der Autor:
Harald Jähner ist Journalist und Kritiker und war bis 2015 Feuilletonchef der Berliner Zeitung. Zuvor arbeitete er als freier Mitarbeiter im Literaturressort der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, als Leiter der Kommunikationsabteilung im Haus der Kulturen der Welt und als Redakteur bei den Berliner Festspielen. Seit 2011 ist er Honorarprofessor für Kulturjournalismus an der Universität der Künste Berlin.
Kategorie Übersetzung
Eva Ruth Wemme | Verlorener Morgen von Gabriela Adameşteanu | Die Andere Bibliothek
Zur Begründung:
Eva Ruth Wemme hat sich schon im vergangenen Jahr mit „Humbug und Variationen“, humoristischer Kurzprosa und Szenen des rumänischen Nationalabsurdisten Ion Luca Caragiale als spracherfinderische, den gewagtesten Wortverdrehungen gewachsene Übersetzerin hervorgetan. Adameşteanus „Verlorener Morgen“ bringt ihr schöpferisches Talent erneut zum Vorschein. Denn zu den Zeitebenen, die hier aufeinanderprallen, kommen die Sprachebenen. Was die verarmte und in der Ehe mit einem Faulpelz vereinsamte Schneiderin Vica Delca, eine Frau von 70 Jahren, erst auf dem Weg zu ihrer Schwägerin und dann zur etwas bessergestellten Tochter ihrer früheren Arbeitgeberin an einem einzigen langen Bukarester Wintertag so alles denkt und erinnert, reicht von saftigen Flüchen bis zum Sprachunfall in schiefen Sätzen. Eva Ruth Wemme hat dieses charmante Ätzen und Giften in ein überzeugendes Deutsch gebracht.
Die Autorin:
Eva Ruth Wemme arbeitet als Übersetzerin aus dem Rumänischen, Autorin, Regisseurin und Migrationsberaterin in Berlin. Für ihre Übersetzungen von Werken u.a. Mircea Cărtărescus, Nicoleta Esinencus, Nora Iugas und Ion Luca Caragiales erhielt sie mehrere Stipendien u.a. des Deutschen Übersetzerfonds. Ihre eigenen literarischen Arbeiten erscheinen im Verbrecher Verlag, zuletzt „Amalinca“ (2018).
Über den Preis der Leipziger Buchmesse
Der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Preis der Leipziger Buchmesse ehrt seit 2005 herausragende deutschsprachige Neuerscheinungen und Übersetzungen in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung. Der Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig unterstützen den Preis der Leipziger Buchmesse. Partner des Preises ist das Literarische Colloquium Berlin. Medienpartner sind das Magazin buchjournal und Deutschlandfunk Kultur. Der Jury gehören an: Jens Bisky (Vorsitz), Gregor Dotzauer, Tobias Lehmkuhl, Wiebke Porombka, Marc Reichwein, Elke Schmitter und Katrin Schumacher.