Alles außer flach – Statement zum Abschluss des Gastlandauftritts Niederlande & Flandern auf der Leipziger Buchmesse 2024
Mit 41 Autor:innen und Illustrator:innen der Gastland-Delegation, rund 100 Veranstaltungen, vier Ausstellungen und drei digitalen Literaturinstallationen geht heute das Hauptprogramm des Gastlands Niederlande & Flandern bei der Leipziger Buchmesse zu Ende. Unter dem Motto „Alles außer flach!“ haben wir gezeigt, was sich in unserer Literatur in den letzten zehn Jahren getan hat. Denn wenn sich die Welt verändert, verändert sich auch die Literatur – so das Credo, dem unsere Kuratorinnen Bettina Baltschev und Margot Dijkgraaf bei ihrer Programmgestaltung folgten.
Bemerkenswert ist dabei das ebenso ausgeprägte wie selbstverständliche Engagement einer neuen Autor:innengeneration für aktuelle politische Themen. In Lesungen, Gesprächen und Performances wurde unter anderem über Themen wie Klimakrise, Überkonsum, Genderfragen, Kolonialismus, Geflüchtete weltweit und Krieg in Europa diskutiert. Der zentrale Abschlussabend präsentierte unter dem Titel Alles außer Hass dazu literarische Statements von acht niederländischen, flämischen und deutschen Autor:innen vor einem überfüllten Haus und zeigte, dass Literatur nicht nur unterhalten und bewegen soll, sondern auch aktivieren und motivieren kann. Dieser Trend ist momentan nicht nur in den Niederlanden und Flandern, sondern in ganz Europa anzutreffen. Dass wir nicht isoliert in unserer eigenen Blase, sondern vom Austausch mit anderen Ländern und Gesellschaften leben, ist ein zentraler Ansatz unseres Gastlandauftritts. Wir haben versucht, Verbindungen zu knüpfen, die die Leipziger Buchmesse überdauern. Es wurden literarische Freundschaften zwischen niederländischen, flämischen und deutschen Autor:innen geschlossen, wir lernten die Literatur des jeweils anderen kennen, trafen auf die deutsche Leserschaft und weckten die gegenseitige Neugierde.
Das Prinzip Nachhaltigkeit stand als ein weiteres Kernthema unseres Gastlandauftritts im Zentrum unserer Standgestaltung: Die Materialien wurden recycelt, geliehen oder in Hinblick auf künftige Nachnutzungen entworfen. Ebenso wichtig war die Nachhaltigkeit bei der Programmkonzeption: Wir präsentierten eine neue Generation von niederländischen und flämischen Autor:innen, regten Kooperation untereinander und mit deutschen Kolleg:innen an und bauten das Netzwerk von Fachleuten im Buchhandel aus, um den Kontakt zum deutschen Publikum zu halten und weiter zu fördern.
Für uns war es eine großartige Erfahrung, Teil des Festivals Leipzig liest zu sein und als Gastland im Zentrum der Buchmesse zu stehen. Unsere Autor:innen fühlten sich überall willkommen. Sie trafen auf volle Säle und ein großartiges Publikum. Auch die Medienberichterstattung war enorm: Die zahlreichen Interviewanfragen an unsere Delegation und die Kuratorinnen und das große Interesse an unseren Büchern und Themen haben uns sehr berührt. Wir fühlten uns von dem deutschen Publikum, den Leser:innen und Journalist:innen umarmt!
Rund um die Leipziger Buchmesse präsentieren deutsche und österreichische Verlage rund 100 Neuerscheinungen. Die hervorragen Zusammenarbeit mit ihnen und mit dem Team der Leipziger Buchmesse ist für die Literaturstiftungen in den Niederlanden und Flandern eine überaus positive Erfahrung. Alle Partner haben das gleiche Ziel vor Augen: die Lebendigkeit und Schönheit unserer Literatur zu zeigen. Die Arbeit der Übersetzer:innen ist dabei von entscheidender Bedeutung, weshalb sich ein weiterer Schwerpunkt unseres Programms um ihr Können und ihre Kreativität dreht. Auf der Messe und in unserer zentralen Spielstätte, der Schaubühne Lindenfels, standen die Menschen Schlange, um unsere Digitalen Literaturprojekte zu entdecken, während unsere Kinder- und Jugendbuchautor:innen deutschen Kindern von Freundschaft und Krieg erzählten oder Ilustrator:innen in den Workshops an unserem Stand fantasievolle Wolkenbilder schufen. Mit Unterstützung der Niederländischen Botschaft in Berlin und der Vertretung von Flandern kam zudem ein vielfältiges Rahmenprogramm zustande, das in der Rubrik Alles außer Literatur über 20 Projekte in den Bereichen Bildende Kunst, Kreativindustrie, Erinnerungskultur, Musik, Theater & Film präsentierte.
Vor allem aber bestätigt dieser Gastlandauftritt, wie wichtig es für die Literatur einer Sprachregion ist, sich international inspirieren zu lassen und sich für das zu interessieren, was jenseits der Grenzen passiert. Nur so kann Weltliteratur lebendig und aktuell bleiben!