Unerwartete Begegnungen: Portugal – Gastland der Leipziger Buchmesse 2021
Portugiesisch ist für rund 240 Millionen Menschen Muttersprache und zählt somit zu den Weltsprachen. Wenn Portugal vom 27. bis 30. Mai 2021 Gastland der Leipziger Buchmesse ist, steht daher nicht nur ein einzelnes Land im Fokus, sondern vor allem die Literatur in portugiesischer Sprache, in der sich Autor*innen in Europa, Afrika, Asien und Lateinamerika ausdrücken. Neben den bedeutenden Schriftsteller*innen und vielversprechenden Newcomern aus Portugal sollen daher auch portugiesischsprachige Autor*innen etwa aus Angola, Guinea-Bissau, Kap Verde, Mosambik oder São Tomé e Príncipe vorgestellt werden.
Mehr als 50 neu übersetzte Bücher in deutscher Sprache
Bis zur Buchmesse im Mai 2021 erscheinen mehr als 50 Titel in deutscher Sprache in 26 Verlagen. Begleitend zum literarischen Gastlandauftritt sind auch weitere kulturelle Veranstaltungen in der Stadt Leipzig geplant. So wird es nicht nur Übersetzungen von Werken der in Deutschland am meisten gelesenen portugiesischen Autoren António Lobo Antunes, Fernando Pessoa und Literaturnobelpreisträger José Saramago geben. Auch viele neue Namen sind dabei, die die Kenntnisse über die portugiesische Literatur und Geschichte erweitern. Etwa die nach der Nelkenrevolution geborenen oder aufgewachsenen Autor*innen Afonso Reis Cabral, Patrícia Portela, José Luís Peixoto, Margarida Vale de Gato oder Gonçalo M. Tavares. Mit Isabela Figueiredo oder Dulce Maria Cardoso sind zwei Autorinnen zu nennen, die sich literarisch kritisch mit den Themen Migration und Kolonisation auseinandersetzen. Von Ondjaki (Angola), einem der wichtigsten portugiesischsprachigen Schriftsteller in Afrika, wird ein neues Buch auf Deutsch erscheinen und auch die bedeutenden afrikanischen Autoren Mia Couto (Mosambik) und Germano de Almeida (Kap Verde) sind mit neuen Titeln dabei. Beide wurden für ihre Arbeit mit dem Camões Literaturpreis ausgezeichnet. Die Lyrik nimmt nicht nur in der portugiesischen Literatur, sondern auch beim Gastlandauftritt eine besondere Rolle ein: Neben der klassischen Poesie etwa von Fernando Pessoa oder Luís de Camões stehen auch zeitgenössische und moderne visuelle Gedichte auf dem Programm.
Blick auf die Neuerscheinungen
Im Rahmen des Gastlandauftritts gab es bereits einige wichtige Neuerscheinungen in 2020: Mit „Herr Juarroz und das Denken“ ergänzt Gonçalo M. Tavares seinen zehnteiligen Zyklus „Das Viertel“ nicht nur um einen weiteren Band. Auch die illustre Gesellschaft, die sich bislang u.a. aus „Herr Valéry und die Logik“ und „Herr Brecht und der Erfolg“ zusammensetzte, ist nun um eine Person reicher (Korrespondenzen). Germano Almeida, der bekannteste Autor der kapverdischen Inseln, präsentiert in „Der treue Verstorbene“ einen satirischen Blick auf seine Heimat und die postkoloniale Gesellschaft. Und von Sophia de Mello Breyner Andresen, einer der bedeutendsten portugiesischen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts, ist jüngst der Gedichtzyklus „Der Zigeunerchristus“ erschienen (Elfenbein). Ab Januar 2021 werden weitere neue Bücher in deutscher Sprache erwartet, etwa von Afonso Reis Cabral (Hanser), Isabela Figueiredo (Weidle), José Luís Peixoto (Septime) oder Mia Couto (Unionsverlag).
Lissabon – Leipzig, eine spannende Verbindung
Geradezu prophetisch schlug die portugiesische Schriftstellerin Maria Gabriela Llansol eine Brücke zwischen der portugiesischen Hauptstadt und der Buchmessen-Stadt. Bereits 1994 schrieb sie ihr zweiteiliges Werk „Lissabonleipzig“, in dem sie mit Johann Sebastian Bach und Pessoa die beiden großen Söhne der jeweiligen Stadt aufeinandertreffen lässt. Mit dem Untertitel des Buches fasste sie in Worte, was die Messebesucher*innen in Leipzig 2021 erwartet: „Die unerwartete Begegnung des Verschiedenartigen.“ Von der Autorin erscheint im Frühjahr 2021 im Leipziger Literaturverlag ein neues Buch auf Deutsch: „Ein Falke in der Faust“.
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